Nach unserem Eindruck kam diese Vorgehensweise auch den Erwartungen der die Kinder begleitenden Pädagogen entgegen, von deren Seite uns ganz überwiegend Unterstützung und Kooperationsbereitschaft entgegengebracht wurden.
Ungeachtet der festgelegten Struktur erfordert ein solches Projekt prozessorientiertes Vorgehen, um flexibel auf die Bedürfnisse und Themen der jeweiligen Gruppe und/oder auch einzelner SchülerInnen einzugehen. Würde es nicht auf wenige Tage beschränkt, sondern auf einen längeren Zeitraum angelegt und als kontinuierlicher Bestandteil eines schulischen Lernens implementiert, könnten die in den Kindern angestoßenen Prozesse noch weitgehend nachhaltiger ausfallen, zumal die Qualität von Bildung und
Erziehung im Einzelnen nicht zuletzt über die Beziehungs-ebene gesteuert wird.
Gerade auch im normalen Schulalltag als schwierig geltende Kinder machen in künstlerischen Projekten andere Erfahrungen mit sich selbst und werden auch von Anderen, Mitschülern wie Pädagogen, auf andere Weise wahrgenommen.

 

Als ganz besonderer Umstand muss hervorgehoben werden, dass die Schüler/innen bei KunstGenuss und SprachLust die Gelegenheit hatten, inmitten der Plastiken zu zeichnen, was in eine inspirierte und konzentrierte
Arbeitsatmosphäre mündete, die beeindruckend war. Der zu dem Projekt entstandene Dokumentarfilm gibt davon ein faszinierendes Bild.

 

Ebenso einzigartig wurde auch von den Kindern selbst erlebt, dass wir im Untergeschoss des Museums einen Mattenkreis aufbauen konnten, wo an jedem Projekttag mithilfe von Elementen aus dem Yoga eine eigene Sphäre der Ruhe, Körpererfahrung und Entspannung entstand. Diese Sequenzen wurden jeweils mit einer Hälfte der Klasse durchgeführt, während die andere Gruppe sich im Erdgeschoss unter unterschiedlichen Aspekten mit den Exponaten der Ausstellung auseinandersetzte. All dies war möglich während des laufenden Besucherverkehrs im Museum, was nicht zuletzt dem Engagement und der
Offenheit der Museumsleitung zu verdanken ist. Zuspruch und Anerkennung erhielten wir auch nicht selten von Besuchern, die das emsige Treiben und die entstandenen Werke der Kinder mit großem Interesse verfolgten.

 

Immer wieder bekamen die Kinder auch Raum, über das Gesehene, Erlebte und selber Geschaffene zu sprechen, sich mitzuteilen und auszutauschen.
 

Einen Höhepunkt jedes Projektblocks bildete die Gestaltung von Textilcollagen, wo jeder Schüler auf einer Leinwand mithilfe von unterschiedlichen Stoffen, Leder, Wolle und Fell sowie auch mit Stiften seine Eindrücke der Museumstage
in einem eigenen Bild festhalten konnte, welches schließlich der ganzen Klasse präsentiert werden durfte.

 

Einen Hauptschwerpunkt des plastischen Werkes von Renée Sintenis bilden ihre anrührenden, kleinen und teilweise auch größeren Tierfiguren, die gerade Kinder unmittelbar ansprechen und Teil ihrer Lebens- und Vorstellungswelt
sind. Die Beschäftigung mit Tieren konnte sich so durch das gesamte Projekt und durch alle Ebenen der Aneignung und Auseinandersetzung ziehen, ohne dabei für die Kinder an Reiz zu verlieren: Die Darstellung von Tieren mit dem
eigenen Körper, Entspannungsgeschichten mit Tieren als Protagonisten, das Erfinden eigener Tiergeschichten und Verfassen von Tiergedichten, die künstlerische Umsetzung von Tieren, sowie ein von uns für das Projekt geschriebene Lied auf der Grundlage einer Gedichtzeile von Joachim Ringelnatz (Wann sieht ein Walfisch je ein Reh?....) durchzogen KunstGenuss und SprachLust.

 

Speziell für die älteren Kinder trat zusätzlich der lokale Aspekt ins Bewusstsein und die topographische Verankerung von Renée Sintenis Leben und Schaffen,
beispielsweise auch anhand der Präsens ihrer Skulpturen im urbanen Raum Berlins, nahm Züge einer Zeitreise an.

 

Das Projekt wurde abgerundet durch einen Studientag im Museum, der allen LehrerInnen und ErzieherInnen die Möglichkeit bot, umfassende Einblicke in unsere Arbeit vor Ort zu bekommen und eigene Erfahrungen mit sowohl der
künstlerischen Arbeit als auch den Entspannungselementen zu machen.

 

Eine große Abschlusspräsentation und Dokumentation aller entstandenen Werke brachte schließlich alle Beteiligten zusammen, was insgesamt dazu beitrug, die Erträge der gemeinsamen Arbeit ein Stück weit nachhaltiger in der Schule zu verankern.